Viadrina und Uni Potsdam bewahren jüdische Friedhöfe in Westpolen vor dem Vergessen

Jüdischer Friedhof in Ośno Lubuskie - Peggy Lohse - Peggy Lohse

Quelle: Europa-Universität Viadrina Frankfurt

Sie gehören zu den letzten authentischen Zeugnissen jüdischer Kultur im historischen Ostbrandenburg und sie sind vom Verschwinden bedroht: Mehr als 30 jüdische Friedhöfe im heutigen Westpolen. Diese zum Teil stark durch Vandalismus und Vernachlässigung gefährdeten Orte der Erinnerungskultur zu dokumentieren, ist Aufgabe eines deutsch-polnischen Projektes der Professur für Denkmalkunde der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). In einer Datenbank der Universität Potsdam werden die Begräbnisstätten dokumentiert.

„Das Projekt schafft wichtige Grundlagen für die weitere Erforschung der Geschichte der deutschen Juden in den seit 1945 polnischen Gebieten und schließt somit eine Forschungslücke, die nach 1945 entstanden ist“, umreißt Projektleiterin Dr. Magdalena Abraham-Diefenbach die Bedeutung des Vorhabens. Seit Ende 2019 dokumentiert die im Rahmen des Projektes angestellte Judaistin Anke Geißler-Grünberg akribisch die Friedhöfe. Was sie vorfindet, reicht von Aufzeichnungen inzwischen beräumter Flächen über zugewachsene Fragmente bis zu geschlossenen Grabsteinfeldern. In einer Datenbank der Universität Potsdam werden die Ergebnisse festgehalten und für Interessierte einfach zugänglich gemacht.

Die Datenbank , die sich ursprünglich auf das Land Brandenburg in seinen heutigen Grenzen beschränkte, wird damit um die historische Region Brandenburgs ergänzt. „Für die Jüdischen Studien an der Universität Potsdam ist diese deutsch-polnische Kooperation über die Brücke der Europa-Universität ein Glücksfall“, sagt Prof. Dr. Thomas Brechenmacher, Professor für Neuere Geschichte (deutsch-jüdische Geschichte) an der Universität Potsdam und dort zuständig für das Projekt. „Es ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer Erfassung vom Verschwinden bedrohter Überreste des reichen jüdischen Lebens im gesamten gegenwärtigen und ehemaligen Brandenburg durch das Zusammenwirken von Denkmalkunde und Geschichtswissenschaft.“

Von Sonntag, dem 5. September, bis Freitag, den 10. September, findet im Rahmen des Projektes ein deutsch-polnischer Workshop in Miedzyrzecz (Meseritz) in Polen statt. Studierende sowie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lernen vor Ort Grundlagen über jüdisches Leben in der Region und erhalten eine praktische Einführung in die Friedhofsdokumentation. Journalistinnen und Journalisten sind herzlich eingeladen, den Workshop zu begleiten und über das Projekt zu berichten. Auch eine Begleitung von Exkursionen und Dokumentationsreisen zu den Friedhöfen ist möglich. Kontakt: Dr. Magdalena Abraham-Diefenbach: abraham-diefenbach@europa-uni.de

Hintergrund Das deutsch-polnische Dokumentationsprojekt „Jüdische Friedhöfe in Polen auf den Gebieten der ehemaligen Provinz Brandenburg“ wird von der Beauftragten für Kultur und Medien gefördert und an der Professur für Denkmalkunde der Europa-Universität in Kooperation mit der Universität Potsdam, der Jagiellonen-Universität in Krakau sowie dem Museum des Meseritzer Landes in Międzyrzecz realisiert. Unterstützt wird die Arbeit von polnischen Museen und Denkmalämtern, Mitgliedern der Aktion Sühnezeichen aus Berlin sowie vielen ehrenamtlichen Hobbyhistorikerinnen und -historikern. Seit November 2019 werden Grabsteine und Friedhofsbauten auf mehr als 30 jüdischen Begräbnisplätzen der historischen Provinz Brandenburg, die sich seit 1945 in Polen befinden, dokumentiert. Die Friedhöfe gehören zu den wenigen materiellen Hinterlassenschaften jüdischen Lebens in der Grenzregion.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

  • Dr. Magdalena Abraham Diefenbach Europa-Universität Viadrina, Professur für Denkmalkunde Tel.: 0335 5534 16 6772 E-Mail: abraham-diefenbach@europa-uni.de
  • Prof. Dr. Thomas Brechenmacher Universität Potsdam, Professor für Neuere Geschichte (deutsch-jüdische Geschichte) Tel.: 0331 977-1037 E-Mail: thomas.brechenmacher@uni-potsdam.de

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